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DIE HETEROGENITÄT UND KOMPLEXITÄT IN DER BESTIMMUNG DER HÄMOGLOBIN-KONZENTRATION IN EINIGEN HÄMATOLOGISCHEN RINGVERSUCHEN VON INSTAND e.V.

Dr. med. Benedikt Lohr: INSTAND Ringversuchsleiter, MVZ für Laboratoriumsmedizin und Mikrobiologie Koblenz-Mittelrhein, Koblenz

Die Bestimmung des kleinen Blutbildes gehört zu den häufigsten labormedizinischen Untersuchungen. Die im kleinen Blutbild inkludierte Hb-Konzentration ist das Produkt aus Erythrozytenzahl und dem Hb-Gehalt der Erythrozyten. Gemessen wird der Gehalt von Hämoglobin pro Volumeneinheit Blut, das Ergebnis ist somit abhängig vom Plasmavolumen.

Es gibt ungezählte, historische bzw. aktuelle oder in Entwicklung begriffene, invasive bzw. nicht-invasive Methoden zur Bestimmung der Hb-Konzentration. Eine nicht-abschließende Übersicht finden Sie in entsprechenden Übersichtsartikeln wie von Karakochuk et al.

Im Kontext der Instand e.V.-Ringversuche RV 162, 209, 211 und 612/912 erscheinen insbesondere die im Folgenden kurz beschriebenen Methoden erwähnenswert:

HiCN-Verfahren (Cyanhämiglobin-Methode)

Es wird ein definiertes Probenvolumen mit einem definierten Volumen an Konversionslösung versetzt: nach Hämolyse der Erythrozyten oxidieren Kaliumferricyanid und Kaliumcyanid Hämoglobin über Hämiglobin (Synonym: Methämoglobin) zu stabilem Cyanhämiglobin (HiCN), dessen Absorption bei 540 nm photometrisch gemessen wird. Die Methode erfasst nahezu alle Hb-Varianten (außer Sulfhämoglobin, was ein nur selten vorkommendes Dyshämoglobin darstellt). Das HiCN-Verfahren ist die Referenzmethode. U.a. wegen des Einsatzes des toxischen Cyanids wird sie in der praktischen Routine meist durch cyanidfreie Alternativen ersetzt. 

SLS (Sodium-Lauryl-Sulfat)-Detektionsverfahren 
Bei diesem Beispiel für eine cyanidfreie Methode lysiert Natriumlaurylsulfat zunächst die Erythrozyten. Nach Konformitätsänderung im Hämoglobinmolekül, Oxidation des zweiwertigen Eisens und damit Bildung von Methämoglobin, bindet SLS das entstandene dreiwertige Eisen und bildet einen stabilen SLS-Hb-Farbkomplex mit Absorptionsmaximum bei 555 nm. Das Absorptionsmaß ist proportional zur Hämoglobinkonzentration der Probe.

QBC - Quantitative buffy coat 

Bei dieser Methode zentrifugiert man EDTA-Blut in fluoreszenzbeschichteten Kapillaren, wobei Zellschichten durch Dichte getrennt werden. Die Hb-Konzentration wird über die Eintauchtiefe eines Schwimmkörpers berechnet. Die Methode ist schnell, vergleichsweise einfach, benötigt überschaubares apparatives Equipment und eignet sich damit z.B. für den Feldeinsatz auf Schiffen oder Militärbasen. (Nebenbei gibt es eine Vielzahl von Publikationen zum Gebrauch der QBC-Methode zur Diagnose von Blutparasiten und hier insb. der Malaria.)

Spektralphotometrie in BGA-Analyzern

Blutgasanalysatoren nutzen Oxymetrie, die Hb über multiple Wellenlängen im sichtbaren Spektrum misst und so verschiedene Hb-Derivate unterscheidet. Nach chemischer oder mechanischer Lyse der Erythrozyten zur Vermeidung von Streuprozessen erfolgt die spektralphotometrische Messung, deren physikalische Grundlage das Lambert-Beer-Gesetz darstellt. Es erfolgt keine chemische Umwandlung des Hämoglobins bzw. seiner Derivate. Die Konzentration des Gesamthämoglobins (tHb) ergibt sich als Summe von Oxyhämoglobin (O2Hb), Desoxyhämoglobin (HHb) sowie der Dyshämoglobine Carboxyhämoglobin (COHb), Methämoglobin (MetHb).


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